Was Software Engineers über Headhunter* wissen müssen
Ich bemerke immer wieder, dass Software Engineers wenig über Headhunter wissen. Es ist ihnen oft unklar, wie Headhunter arbeiten und welchen Nutzen Software Engineers von ihnen haben könnten. Hier lernen Sie das Grundlegende über Headhunter und die Zusammenarbeit mit ihnen.
Headhunter arbeiten auf Erfolg oder im Mandat
Es gibt zwei Arten nach denen Headhunter arbeiten, auf Erfolg oder im Mandat. Auf Erfolg, oder erfolgsbasiert, bedeutet, dass alle – Personalberater wie Kandidaten selbst – Bewerbungen beim entsprechenden Arbeitgeber einreichen können. Erst beim Abschluss eines Arbeitsvertrages wird für den Arbeitgeber eine Vermittlungsgebühr an den Personalberater fällig. Im Mandat bedeutet dagegen, dass ein Headhunter von einem Arbeitgeber exklusiv einen Auftrag zur Besetzung einer Stelle erhält. Hier laufen alle Bewerbungen über den Headhunter.
Bei Software Engineers und anderen Fachkräften wird normalerweise erfolgsbasiert gearbeitet, bei Führungspositionen im Mandat.
Von Headhuntern gefunden werden – oder sich verstecken
Gehören Sie zu den Personen mit einem gesuchten Lebenslauf, kennen Sie die Anschreiben von Personalberatern auf Xing, LinkedIn und anderen Plattformen. Die Menge kann oft mühsam werden. Trotzdem: Schätzen Sie sich glücklich, andere Berufsgattungen beneiden Sie darum.
Indem Sie Stichworte geschickt setzen (oder weglassen), steuern Sie, wie häufig Sie angeschrieben werden. Typischerweise sucht ein Personalvermittler nicht bloss nach Software-Engineer, sondern grenzt die Suche nach Regionen und Stichworten (.NET, Java, C++ etc.) ein. Verwenden Sie nur die Stichworte, für welche Sie ein Anschreiben begrüssen würden.
Um sich von qualifizierten Personalberatern finden zu lassen, eignet sich Stackoverflow für Software Engineers besser als Xing oder LinkedIn. Mit dieser Plattform arbeiten ausschliesslich Personalvermittler, welche sich auf Software Engineering fokussiert haben. Deren Fachkenntnisse sollten daher höher und die Anschreiben passender sein. Sie können zudem angeben, ob Sie aktiv oder passiv auf Stellensuche sind oder nicht angeschrieben werden möchten. In letzterem Fall bleibt Ihr Profil für Recruiter unsichtbar.
Die Erfahrung von Personalberatern für sich nutzen
Personalberater beschäftigen sich tagtäglich mit Themen rund um Personalrekrutierung. Je enger fokussiert dieser arbeitet, je näher dieser Fokus an Ihrem Fachgebiet ist und je länger er im Geschäft ist, desto besser kann er Sie beraten und Ihnen zu Ihrem Traumjob verhelfen (und wie Sie diesen erkennen, erfahren Sie in diesem Blogartikel).
Ist mein aktueller Lohn marktgerecht? Welches Salär fordere ich bei dieser Stelle (detaillierte Lohn-Facts für Software Engineers finden Sie in diesem Blogartikel)? Sind Homeoffice oder Teilzeit möglich, und wann im Prozess bringe ich diese Fragen am besten an? Wie optimiere ich meinen CV (lesen Sie dazu auch «Mit der Chefbrille seinen CV prüfen»)? Ist mein Entwurf des Arbeitszeugnisses gut oder soll ich um Nachbesserung bitten? Wie laufen Assessments für gewöhnlich ab? Wie bereite ich mich optimal auf ein Einstellungsgespräch vor? Welche Erfahrungen und Kenntnisse sind auf dem Arbeitsmarkt besonders gefragt? Welche Weiterbildung erscheint aus Arbeitsmarktsicht am sinnvollsten? Passe ich kulturell in diese Firma?
Fragen Sie den Headhunter ruhig um seine Meinung. Er wird Ihnen basierend auf seiner Erfahrung wertvolle Hintergrundinformationen liefern können.
Der Headhunter ist (nicht) Ihr Freund
Der Personalberater und Sie haben gemeinsame Interessen. Profitieren Sie davon! Lassen Sie sich passende Arbeitgeber und spannende Stellen vorschlagen. Zudem bereitet der Personalvermittler Ihre Bewerbung auf und reicht sie ein, was Ihnen viel Zeit erspart.
Der Headhunter weiss aus seinem Netzwerk von offenen Positionen oder scannt mit einer speziellen Software aktuelle Vakanzen. Ausserdem wird er gewissenhaft den Stellenmarkt für Sie beobachten, denn ganz ehrlich: Wie oft löschen Sie Jobmails ungelesen, da der Sommerabend lau, die Fussball-WM spannend oder Ihr Projekt in einer heissen Phase ist? Der Personalberater wird das nicht tun. Sie sind sein Job!
Die «Freundschaft» leidet jedoch, wenn Ihr Personalberater über wenig Fachwissen verfügt, Ihre Branche zu wenig kennt oder zu abschlussorientiert vorgeht. So präsentieren einige Personalvermittler unpassende Stellen oder drängen Sie zu einem Vertragsabschluss.
Headhunter-Stelleninserate sind Pseudo-Inserate
Generell sind zwei Drittel aller Stelleninserate von Headuntern. Bei Fachkräften sind von diesen Anzeigen geschätzt über neunzig Prozent Pseudo-Inserate. Dahinter steht also kein Auftrag eines Unternehmens. Das Ziel ist, mit Kandidaten in Kontakt zu gelangen und diesen passende Stellen und Unternehmen vorzuschlagen.
Bei klar umrissenen Inseraten steht meist eine tatsächliche Stelle, jedoch kein Auftrag, dahinter und daher rate ich eher zu einer Bewerbung. Bei generischen Anzeigen steht keine konkrete Stelle dahinter, weswegen ich von einer Kontaktaufnahme abrate. Es gibt bessere Möglichkeiten, die Zusammenarbeit mit einem Headhunter zu initiieren.
Headhunter arbeiten abschlussorientiert
Als Software Engineer werden Sie primär mit Headhuntern in Berührung kommen, welche erfolgsorientiert arbeiten. Deren Ziel ist es, dass Sie einen Arbeitsvertrag unterzeichnen. Der Vorteil für Sie ist, dass der Headhunter motiviert ist, Ihnen passende Stellen vorzuschlagen.
Gerade bei grösseren und amerikanisch geprägten Headhunting-Firmen stehen die Kennzahlen im Zentrum – Anzahl Anschreiben, Anzahl Kandidatengespräche, Anzahl versendete CV’s etc. Danach werden die Mitarbeitenden gemessen. Die Ziele sind durchwegs enorm hoch und die Mitarbeiter stehen unter konstantem Druck. Daraus resultieren Copy-Paste-Anschreiben und unpassende Stellenvorschläge.
Gewisse Personalberater werden Sie als manipulierend und drängend wahrnehmen, viele jedoch nicht. Auch jeder Bike-Händler hat ein Interesse am Verkauf. Trotzdem werden Sie oft eine gute Beratung erhalten. Wenn nämlich seine Verkaufsabsichten zu stark im Vordergrund sind, wird er Sie als Kunden bald verlieren. Ganz ähnlich nehme ich das in der Personalvermittlung war.
Den richtigen Personalberater auswählen
Wählen Sie sich Ihren Personalberater selber aus und lassen Sie sich nicht finden wie eine Maus von der Katze. Fragen Sie Ihre Kollegen, ob sie Empfehlungen abgeben können. Lassen Sie sich dabei konkrete Personen nennen und nicht Firmen. Achten Sie darauf, dass der Fokus des Vermittlers eng ist und Ihrer Fachrichtung entspricht. Wichtig ist zudem, dass Sie sich im ersten Gespräch verstanden fühlen und relevante Stellenvorschläge präsentiert bekommen.
Schlussfolgerungen
Gute Personalberater stellen Ihnen Arbeitgeber und Stellen vor, welche für Sie bislang unbekannt waren. Ausserdem profitieren Sie von dessen Erfahrung und können den Headhunter für sich arbeiten lassen. Die Zusammenarbeit mit einem Personalberater stellt folglich eine sinnvolle Ergänzung oder den Ersatz der eigenen Bemühungen dar.
Die Voraussetzung ist, dass der Berater kompetent und integer ist. Wählen Sie Ihren Headhunter daher sorgfältig aus!
*Ich verwende in diesem Blog die Ausdrücke Headhunter, Personalvermittler, Personalberater und Personaldienstleister der Einfachheit halber synonym. Tendenziell arbeiten Headhunter im Mandat, Personalvermittler auf Erfolg. Personalberater und -Dienstleister bezeichnen die Gesamtgruppe.
Haben Sie Fragen?
Rufen Sie an: +41 (0)41 552 27 27
Schreiben Sie mir: roger.renggli@rrpb.ch
Roger Renggli
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