
Rockstar Software Developer liefern 10-fach

Wie gross die Produktivitätsunterschiede zwischen verschiedenen Mitarbeitenden sind, zeigt eine Metastudie. Ob die oft zitierte 10-fache Produktivität von «Rockstar Software Developern» im Bereich des Möglichen liegt, wird diskutiert.
Studie zum Produktivitätsunterschied
Schmidt und Hunter* untersuchten in einer Metastudie, wie gross Produktivitätsunterschiede zwischen einzelnen Mitarbeitenden sind. Dabei wurden Personen mit eher einfachen Tätigkeiten verglichen, damit der Leistungsunterschied klar gemessen werden kann. Über alle Studien hinweg kamen Sie dabei auf beeindruckende Zahlen.
Es zeigte sich, dass eine Standardabweichung (STD) einen Produktivitätsunterschied von vierzig Prozent des Bruttosalärs bedeutet. Eine Person mit der Leistung auf Prozentrang 84 (84 Prozent aller Mitarbeitenden leisten weniger) generiert also vierzig Prozent des Bruttosalärs mehr an Output, verglichen mit einer Person im Prozentrang 50.
Das bedeutet, dass bei einem Salär von CHF 100’000 eine überdurchschnittlich gute Mitarbeiterin CHF 40’000 mehr Output erzeugt – jährlich. Bei einer Top-Mitarbeiterin, welche zu den besten zwei Prozent gehört (2 STD über dem Mittelwert) sind es sogar CHF 80’000. Auf denselben Unterschied kommt man beim Vergleich einer überdurchschnittlichen und einer unterdurchschnittlichen Mitarbeiterin (2 STD Differenz).
Bei einer mittleren Verweildauer von vier Jahren wären wir rechnerisch bereits bei CHF 320’000 Unterschied. Je nach Firma ist die durchschnittliche Verweildauer anders, aber gerade Low-Performer tendieren zum längeren Bleiben – die Differenz wird immer grösser.
Als eher konservativ erachtet das Forscherduo diese Zahlen, welche sich auf Facharbeiter (skilled blue collar) und einfachere Büroarbeiten (lower level white collar) beziehen. Sie gehen davon aus, dass die Unterschiede auf höheren Ebenen überproportional zunehmen, da etwa Manager durch Fehlentscheide grosse Verluste verursachen können.
10-fach Rockstar Developer
Zum Software-Developer-Vergleich: Es wird oft über «10x Rockstar Developer» geschrieben, welche zehnmal produktiver seien. Das ist statistisch leider unklar formuliert. Wer ist zehnmal besser als wer? Der beste Entwickler aller Zeiten oder einfach einer der besten fünf Prozent?
Wenn man die Produktivitätsunterschiede der besten und schlechtesten zwei Prozent anschaut, kommt man anhand der Studie von Schmidt & Hunter auf eine Differenz von 160 Prozent des Jahresbruttolohnes (4 STD). Anspruchsvolle Softwareentwicklung ist jedoch überaus komplex, so dass gerechtfertigt erscheint, dieses Resultat mit einem mittleren bis grösseren Faktor zu multiplizieren (drei bis sechs). Ein Leistungsunterschied von fünf bis zehn Jahreslöhnen pro Jahr (!) erscheint mir realistisch.
Mathematisch lässt sich das nicht in ein «x-fach» übersetzen aber die Unterschiede sind, unabhängig von der genauen Zahl, enorm gross. Anekdotische Evidenz liefern beispielsweise die Entwickler von DeepL. Gereon Frahling und Leonhard Fink entwickelten quasi im Alleingang die beste Übersetzungssoftware, welche selbst Google Translate in den Schatten stellt.
Fazit
Aufgrund dieser grossen Leistungsunterschiede bin ich der Meinung, dass man die Spreu frühestmöglich vom Weizen trennen sollte. Deswegen muss die Personalauswahl professioneller und alles vorhandene Wissen bestmöglich angewendet werden (zur Besprechung eines Buchtipps gehts hier). Denn es gibt gesichertes Wissen zur Verbesserung der Personalauswahl und der Return on Investment (ROI) ist sehr gross.
*
Schmidt, F. L., & Hunter, J. E. (1983). Individual differences in productivity: An empirical test of estimates derived from studies of selection procedure utility. Journal of Applied Psychology, 68(3), 407.

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Roger Renggli
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